Depression: Genetische Unterschiede zwischen Geschlechtern
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Depression: Genetische Unterschiede zwischen Geschlechtern

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Frauen sind von einer Major Depression (MDD) etwa doppelt so oft betroffen als Männer. Sie weisen dreimal häufiger eine atypische Depression mit Hypersomnie sowie eine Gewichtszunahme auf; außerdem berichten sie von einer stärkeren Ausprägung der Erkrankung und von mehr und anderen Symptomen als Männer. Auch bezüglich Komorbiditäten mit anderen Erkrankungen gibt es Unterschiede. So werden bei Frauen mit MDD häufiger komorbide Angststörungen und bei Männern mit MDD wird häufiger der Substanzgebrauch diagnostiziert.

Allein diese Tatsachen legen nahe, dass die molekularen Mechanismen, die der MDD zugrunde liegen, von Geschlecht zu Geschlecht unterschiedlich sind. In den bisherigen Studien zu MDD wurden jedoch vorwiegend „männliche Gehirne mit Depression“ untersucht.

 

Divergierende molekulare Mechanismen bei Major Depression zwischen den Geschlechtern – eine Studie

 

Vor kurzem überprüften Forscher an der Universität von Pittsburgh und am Zentrum für Sucht und psychische Gesundheit in Toronto in einer Studie, die gerade im Fachjournal Biological Psychiatry veröffentlich wird, diese Hypothese. Dazu analysierten sie Gehirne von beiden Geschlechtern und führten eine groß angelegte Genexpressions-Metaanalyse durch. Die Untersuchungen wurden an drei kortiko-limbischen Hirnregionen durchgeführt: dem subgenualen anterioren cingulären Kortex, dem dorsolateralen präfrontalen Kortex und der basolateralen Amygdala; diese Hirnregionen können jeweils bei MDD dysfunktional sein. Besagte postmortem-Studie wurde an 26 Männern und 24 Frauen mit MDD und geschlechtsangepassten Kontrollpersonen durchgeführt.

 

Die Ergebnisse:

 

Von den 706 differentiell exprimierten Genen bei Männern mit MDD sowie 882 bei Frauen waren nur 21 bei beiden Geschlechtern in die gleiche Richtung verändert. Die meisten dieser Gene waren entweder nur bei den Männern oder nur bei den Frauen unterschiedlich. Interessanterweise zeigten im Vergleich 52 Gene Expressionsänderungen in entgegengesetzte Richtungen. Die gegensätzlichen Veränderungen der Genexpression waren spezifisch für die verschiedenen Hirnregionen. Wenn bei Frauen eine Expression eines bestimmten Gens in einer Region erhöht und in einer anderen verringert war, wiesen Männer genau das Gegenteil auf.

Die Gen-Ontologie zeigte, dass Männer mit MDD eine Verringerung bei den Synapsen-bezogenen Genen aufwiesen, während Frauen eine transkriptionelle Zunahme in diesem Pfad erkennen ließen. Eine zelltypspezifische Analyse offenbarte, dass Männer einen Anstieg bei den Oligodendrozyten- und Mikrogliaverwandten Genen zeigten, während Frauen eine Abnahme der Marker dieser Zelltypen vorwiesen. Die untersuchten Frauen besaßen eine verminderte Expression von Genen, die die Immunfunktion beeinflussen, wohingegen diese bei Männern erhöht war.

Schlussfolgerung:

 

Das transkriptionelle Profil von MDD im Gehirn unterscheidet sich stark nach Geschlecht, sogar mit mehreren transkriptionellen Veränderungen, in entgegengesetzte Richtungen. Diese Befunde weisen auf eine unterschiedliche Pathologie hin und legen nahe, dass Männer und Frauen möglicherweise unterschiedliche Behandlungsformen der Depression benötigen.

„Dadurch wird die Annahme in Frage gestellt, dass eine ähnliche Diagnose bei Menschen dieselbe Biologie aufweist“, bemerkt Dr. John Krystal, Herausgeber von Biological Psychiatry.

 

 

 

Quellen

1. http://www.biologicalpsychiatryjournal.com/article/S0006-3223(18)30065-9/fulltext DOI:https://doi.org/10.1016/j.biopsych.2018.01.017

2. https://www.sciencedaily.com/releases/2018/03/180313130643.htm