Es ist Januar und wir befinden uns mitten in der alljährlichen Grippewelle. Die sogenannte „echte“ Grippe wird dabei von Influenzaviren ausgelöst, meist vom Subtyp A oder B. Hierdurch kommt es zu etwa 5-7 Tage anhaltenden Symptomen wie hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Schüttelfrost, Husten, Halsschmerzen und einem starken Krankheitsgefühl. Besonders bei der älteren Bevölkerung sind darüber hinaus auch schwere Verläufe mit Todesfolge möglich. Laut WHO sterben in Europa jedes Jahr bis zu 60.000 Menschen im Alter von über 65 Jahren an den Folgen einer Influenza, weltweit sind dies in allen Altersgruppen mehrere Hunderttausend.
Angriffspunkt
Auf der Oberfläche des Influenzavirus finden sich Hüllproteine, namentlich das Hämagglutinin (HA), die Neuraminidase (NA) und das Matrixprotein 2 (M2). Anhand dieser teilt man die Influenzaviren des Subtyps A in bisher 18 entdeckte H-Untertypen und 11 entdeckte N-Untertypen (z.B. H1N1). Das Hämagglutinin ähnelt in seiner Form der eines Pilzes, mit einer „Stiel-Region“ und einer „Kopf-Region“. Bei einer Infektion bewirkt dieses Oberflächenprotein das Anheften an eine Wirtszelle. Die Immunisierung mittels Influenza-Impfung erfolgt meist durch die Bildung neutralisierender Antikörper gegen das Hämagglutinin. So entsteht eine Resistenz gegen einen bestimmten Influenza-A-Stamm. Durch Mutationen kann sich jedoch der Aufbau des Proteins besonders in der Kopf-Region ändern und es entsteht ein neuer Virenstamm, der eine potentielle Gefahr für den Menschen darstellt.
Prävention
Die bisherige Strategie zur Vorbeugung von Influenza-Infektionen ist dementsprechend eine jährliche Vorhersage relevanter Subtypen, die mit einem Mehrfachimpfstoff abgedeckt werden. Ein großer Fortschritt in der Prävention wäre deshalb ein universeller Impfstoff, der eine ganze Reihe von Subtypen abdeckt und einen jahrelangen Schutz bietet. Um dies zu erreichen, muss der Organismus Antikörper gegen Bestandteile des Virus bilden, die erfahrungsgemäß eine deutlich geringere Variabilität aufweisen.
Kandidaten gegen Influenza
Forscher der University of Pennsylvania haben dafür einen mRNA-Impfstoff entwickelt, der in den dendritischen Zellen des Menschen eine Produktion des viralen Hämagglutinins bewirkt. Dies simuliert im Körper eine Infektion und führt dadurch zur Bildung von Antikörpern, die sich unter anderem auch gegen die Stiel-Region des oben beschriebenen Proteins richten. Im Tierversuch erzielten die Wissenschaftler damit einen anhaltenden Schutz gegen verschiedene Influenza-Stämme.
Ein weiterer Peptidimpfstoff, der 2018 bereits die 3. klinische Studienphase erreicht hat, wird derzeit in Osteuropa an tausenden Probanden getestet. Dieser enthält Teile mehrerer Antigene, die in 40.000 verschiedenen Influenzaviren vorkommen und entsprechend eine Produktion von passenden Antikörpern zur Folge haben.
Es wird wohl noch einige Jahre dauern, bis einer der vielen Impfstoffkandidaten, die derzeit in Entwicklung sind, schließlich Anwendung in der klinischen Routine findet. Durch die große Anzahl jährlich betroffener PatientInnen halten wir das jedenfalls für ein Forschungsgebiet mit großem Potential.
Für Fragen auf dem Gebiet der Infektiologie und Tropenmedizin steht dir übrigens Dr. Matthias Voßen im Digitalen Konsil unserer Diagnosia-App zur Verfügung: