Duschgels, Seifen, Haarsprays und Deodorants – der Markt für Körperpflege-Produkte in Industrieländern ist milliardenschwer (1). Vor Kurzem wurde die erste Studie veröffentlicht, die sich mit der Frage beschäftigte, welchen Einfluss die Kombination aus verschiedensten Chemikalien in diesen Produkten auf den weiblichen Hormonhaushalt hat.
Ein Studiendesign mit einigen Stärken
Anna Z. Pollack, Forscherin an der George Mason University in den USA und ihr Team untersuchten demzufolge Proben von insgesamt 143 Frauen zwischen 18 und 44 Jahren (2). Dabei handelte es sich um vollkommen gesunde Probandinnen ohne jegliche Erkrankungen des Reproduktionszyklus. Auch die Zahl an Raucherinnen war ausgesprochen niedrig, um dementsprechend den erwiesenen Einfluss von Tabak-Konsum auf den Hormonhaushalt in den Ergebnissen zu minimieren. Alle Frauen gaben jeweils 3-5 Urinproben und bis zu 8 Blutproben über ingesamt 2 Menstruationszyklen ab, welche dann auf ihren Hormon- als auch Chemikaliengehalt getestet wurden. Darunter fielen folglich die häufigsten, in Kosmetika vorkommenden Stoffe wie Bisphenol A, Chlorphenole, Benzophenon und Parabene. Bei den auf Beeinflussung getesteten Hormonen handelte es sich um die wichtigsten des weiblichen Hormonzyklus: Estradiol, Progesteron, Luteinisierendes Hormon (LH) & Follikel stimulierendes Hormon (FSH) (2).
Die Mischung macht es aus
Es war dies demnach nicht die erste Studie, welche sich mit den Einflüssen dieser auch hier untersuchten Chemikalien auf den Hormonhaushalt auseinander gesetzt hat. So ist beispielsweise bereits erwiesen, dass Bisphenol A den Estradiol-Spiegel in Pubertas praecox erhöht (3) oder Parabene mit kürzeren Menstruationszyklen in Verbindung gebracht werden kann (4). Neu ist jedoch der ‘Multi Chemical Approach’ der Studie von Pollack et al. Dabei wurden mehrere Chemikalien nicht einzeln, sondern in Kombination miteinander auf deren kumulativen Einfluss getestet. Dadurch wurde ein dem Alltag ähnlicheres Untersuchungs-Setting geschaffen.
Ergebnis: Breite Assoziation von Chemikalien & Hormonhaushalt
Die Ergebnisse dieses Multi Chemical Approach waren in vielen Fällen immerhin statistisch relevant. Dabei wurde beispielsweise der Kombination von Paraben-Faktor, Paraben-Metabolite und BPA-Faktor ein Einfluss auf Estradiol und Progesteron nachgewiesen. Phenole und Benzophenone wurden hingegen sowohl einzeln als auch in Kombination mit erniedrigtem Estradiol, LH & FSH in Verbindung gebracht. Außerdem führten alle getesteten Chemikalien zusammen zu einer Erhöhung des Progesteron-Spiegels (2).
Weitere Untersuchungen sinnvoll
Das sorgfältig gewählte Studiendesign und der alltagsnahe Multi Chemical Approach machen die von der Studie erzielten Ergebnisse durchaus relevant. Alle hier getesteten Hormone besitzen großen Einfluss auf den weiblichen Reproduktionszyklus und eine Schwangerschaft – die getesteten Chemikalien sind nämlich in großer Zahl in alltäglich verwendeten Produkten enthalten. Aufgrund dieser Tatsachen schließen die Autoren mit einem Appell für weitere Untersuchungen der Materie, z.B. auf dem Gebiet der hormonmediierten Erkrankungen.
Wir bei Diagnosia blicken diesen zukünftigen Untersuchungen mit Spannung entgegen und werden dementsprechend über weitere Entwicklungen berichten.
Quellen
- Europe C. Cosmetics Europe socio-economic development & environmental sustainability report. 2018.
- Anna Z. Pollacka, Sunni L. Mumfordb, Jenna R. Kralla, Andrea E. Carmichaela,, Lindsey A. Sjaardab NJP, Kurunthachalam Kannanc, Enrique F. Schistermanb. Exposure to bisphenol A, chlorophenols, benzophenones, and parabens in T relation to reproductive hormones in healthy women: A chemical mixture approach. Environment International. 2018.
- Lee SH, Kang, S.M., Choi, M.H., Lee, J., Park, M.J., Kim, S.H., et al. Changes in steroid metabolism among girls with precocious puberty may not be associated with urinary levels of bisphenol A. Reprod Toxicol 44. 2014:1-6.
- Nishihama Y, Yoshinaga, J., Iida, A., Konishi, S., Imai, H., Yoneyama, M., et al. Association between paraben exposure and menstrual cycle in female university students in Japan. Reprod Toxicol Elmsford N 63. 2016:107-13.