Bei einer Herzinsuffizienz ist die Leistung des Herzens nicht ausreichend, um den regelrechten Blutkreislauf im Körper zu erhalten. Das Krankheitsbild betrifft dementsprechend vor allem unsere älteren Patienten, die häufig diverse Komorbiditäten aufweisen. Diese werden wiederum mit einer ganzen Reihe an Medikamenten behandelt. Beim Einsatz folgender Medikamente kann eine bestehende Herzinsuffizienz zusätzlich negativ beeinflusst werden:
NSAR
Nichtsteroidale-Antirheumatika (NSAR) werden vor allem für die Therapie leichter bis mäßiger Schmerzen verwendet und dementsprechend sehr häufig verschrieben. Sie wirken über die Hemmung der Cyclooxygenase (COX). Die daraus resultierende verminderte Produktion von Prostaglandinen führt zu einer Natrium- und Wasserretention. Außerdem kommt es zu einer Erhöhung des systemischen Gefäßwiderstandes sowie zu einer verminderten Wirkung von Diuretika. Dies erhöht das Risiko an einer Herzinsuffizienz zu erkranken bzw. eine bestehende Herzinsuffizienz weiter zu verschlechtern. Obwohl klassische, nicht selektive COX-Hemmer wie Ibuprofen, Naproxen und Diclofenac besser untersucht sind, scheint sich dieser Effekt ebenfalls bei den neueren und selektiven COX-2-Hemmern, den sogenannten Coxiben, zu bestätigen. Dementsprechend sollte bei einer Herzinsuffizienz auf die Therapie mit NSAR verzichtet werden.
Antidiabetika
In der Gruppe der Biguanide wurden Phenformin und Buformin schon vor einiger Zeit vom Markt genommen. Die Laktatazidose stellte bei diesen Präparaten eine gravierende und potentiell tödlich verlaufende Nebenwirkung dar. Folglich ist das heute am häufigsten verschriebene Antidiabetikum Metformin laut Fachinformation bei einer dekompensierten Herzinsuffizienz kontraindiziert. Obwohl neuere Studien kein erhöhtes Risiko für eine Laktatazidose zeigen konnten, ist gerade bei zusätzlicher Niereninsuffizienz Vorsicht geboten. Hier kann es durch die fehlende renale Eliminierung zur Akkumulation des Medikaments kommen.
Des Weiteren können auch Präparate aus der Gruppe der Thiazolidindione wie Pioglitazon zu einer erhöhten Flüssigkeitsretention führen. Insbesondere in Kombination mit einer Insulintherapie erhöht sich das Risiko für eine Herzinsuffizienz signifikant. Eine bestehende Herzinsuffizienz gilt deshalb bereits ab NYHA-Stadium I als Kontraindikation.
Calciumantagonisten
Calciumantagonisten finden vor allem bei der Behandlung von Hypertonie und Herzrhythmusstörungen Anwendung. Die negativ inotrope Wirkung der Präparate Verapamil und Diltiazem kann eine Herzinsuffizienz weiter verschlechtern. Dies gilt auch für Nifedipin, wobei hier die kardialen Effekte zumindest teilweise durch die überwiegende Wirkung auf die glatte Muskulatur und die daraus resultierende Vasodilatation relativiert werden. Die Gabe dieser Wirkstoffe ist bei einer dekompensierten Herzinsuffizienz kontraindiziert.
Antidepressiva
Bei der Therapie von Depressionen haben selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) einen hohen Stellenwert. Die Wirkstoffgruppe zeigt generell keine kardiovaskulären Effekte. Ausnahmen bilden jedoch die Wirkstoffe Citalopram und Escitalopram. Diese Medikamente können zu einer dosisabhängigen Verlängerung der QT-Zeit führen. Aus diesem Grund sind sie bei Vorhandensein einer dekompensierten Herzinsuffizienz kontraindiziert.
Auch bei trizyklischen Antidepressiva gehört die QT-Zeit-Verlängerung zu den möglichen Nebenwirkungen. Außerdem können diese zu Erregungsleitungsstörungen führen und damit proarrhythmisch wirken.
Antikonvulsiva
Carbamazepin wird unter anderem für die Therapie von Neuropathien sowie als Monopräparat zur Behandlung von fokalen Epilepsien verwendet. Es hat ebenso eine negativ inotrope Wirkung und des Weiteren zählt die Ausbildung von Ödemen zu den unerwünschten Nebenwirkungen. Besonders bei Überdosierungen mit Carbamazepin kann es demzufolge zu starken Einschränkungen der Herzfunktion kommen. Bei einer bestehenden Herzinsuffizienz sollte Carbamazepin nur mit Vorsicht angewendet werden.
Medikation bei bestehender Herzinsuffizienz
Diese Liste zeigt einen Auszug wichtiger und häufig verschriebener Medikamente und erhebt deshalb keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Besonders wenn alternative Präparate wie im Falle der Schmerztherapie zur Verfügung stehen, ist ein Ausweichen auf diese Wirkstoffe empfehlenswert. Bei Therapieentscheidungen sollte zudem in jedem Fall die Fachinformation des jeweiligen Medikaments, wie es einfach und schnell über die Diagnosia App möglich ist, zu Rate gezogen und das Nutzen-Risiko-Verhältnis bezüglich der Herzinsuffizienz berücksichtigt werden.
Quellen
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