Viele von uns haben in unserem Leben bereits eine Diät ausprobiert. Die einen, um die Kilos zu verlieren, die sich nach der bevorstehenden Weihnachtszeit auf der Waage bemerkbar machen. Die anderen, um vielleicht mit Kraftsport und gezielter Ernährung endlich die gewünschte Traumfigur zu erreichen. Die Empfehlungen zu vermeintlich erfolgreichen Diäten sind zahlreich und oft unüberschaubar. Großer Beliebtheit erfreuen sich dabei Diäten, die eine Umverteilung der aufgenommenen Makronährstoffe empfehlen.
Low Carb – High Carb
Besonders die drastische Reduktion der verspeisten Kohlenhydrate, die sogenannte Low-Carb-Diät, ist eine populäre Strategie zur Gewichtsabnahme und seit Jahrzehnten als „Atkins-Diät“ bekannt. Aber auch die gegensätzliche „High-Carb-Diät“ (auch bekannt als „Pritikin-Diät“) und damit eine relative Verminderung von Fetten und Proteinen hat zahlreiche Anhänger. Bisherige Studien konnten dabei keiner dieser Methoden eine eindeutige Überlegenheit bescheinigen (1). Die Endpunkte dieser Untersuchungen sind meist kurz- bis mittelfristige Gewichtsveränderungen. Eine Aussage über die langfristige Verträglichkeit dieser veränderten Essgewohnheiten lässt sich dabei nicht treffen.
Studie
Eine im August erschienene Arbeit im renommierten Lancet-Journal hat nun über einen Beobachtungszeitraum von im Mittel 25 Jahren das Mortalitätsrisiko kohlenhydratarmer und -reicher Ernährung untersucht (2). Dabei handelt es sich um eine Kohortenstudie mit 15.428 TeilnehmerInnen. Darüber hinaus wurde diese Studie mit anderen zu einer Metaanalyse zusammengefasst, die 432.179 TeilnehmerInnen im Alter von 45-64 Jahren einschloss. Der Anteil der aufgenommenen Kohlenhydrate zeigte dabei eine interessante Assoziation mit der Gesamtmortalität. Die niedrigste Mortalität wiesen ProbandInnen auf, die zwischen 50-55% ihrer täglich konsumierten Kalorien in Form von Kohlenhydraten zu sich nahmen. Sowohl ein höherer als auch ein niedrigerer Anteil von Kohlenhydraten führten zu einem signifikanten Anstieg der Mortalitätsrate. Dabei wurde das höchste Mortalitätsrisiko bei ProbandInnen mit dem geringsten Konsum von Kohlenhydraten beobachtet, entsprechend einem Kohlenhydratanteil von unter 40% und einem korrespondierenden Anstieg des Sterberisikos um etwa 20%.
Fett und Proteine
Die Erklärung für dieses Ergebnis sehen die Forscher vor allem in den Makronährstoffen, die bei einer Low-Carb-Diät stattdessen auf dem Teller landen. So geht diese Diätform oft mit einem erhöhten Konsum von tierischen Fetten und Proteinen einher, während auf Gemüse, Obst und Getreide verzichtet wird. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass ProbandInnen, die Kohlenhydrate durch überwiegend pflanzliche Fette und Proteine ersetzten, sogar ein vermindertes Mortalitätsrisiko aufwiesen.
Auf der anderen Seite des Spektrums sind kohlenhydratreiche Diäten vor allem in asiatischen und ökonomisch schwächeren Regionen der Erde prävalent. Diese bestehen vor allem aus Lebensmitteln, die viele raffinierte Kohlenhydrate enthalten.
Fazit
Obwohl der Verzicht auf Kohlenhydrate für viele die Methode der Wahl ist, wenn es um die Gewichtsabnahme geht, scheint es essentiell, besonderen Wert auf die Nahrungsmittel zu legen, die stattdessen konsumiert werden. Von einer kohlenhydratarmen Ernährung und einem kompensatorisch erhöhten Fleischkonsum wird daher abgeraten.
Zum Weiterlesen: Wie Süßstoffe auf die Darmflora wirken.
Quellen
1. Ludwig et al. – Dietary fat: From foe to friend?
2. Seidelmann et al. – Dietary carbohydrate intake and mortality: a prospective cohort study and meta-analysis