Die Frage, welchen Effekt soziale Medien auf unser Wohlbefinden haben, ist so alt wie soziale Medien selbst. Die Verwendung dieser Plattformen wurde in der Vergangenheit bereits mit negativen Einflüssen auf die eigene Befindlichkeit korreliert. So fanden Forscher beispielsweise heraus, dass die vermehrte Nutzung von Facebook das Selbstbewusstsein mindert (1). Außerdem kann die Nutzung von Instagram einen negativen Einfluss auf das körperliche Selbstbild haben (2). Solche Studien verlassen sich jedoch oft auf die Selbsteinschätzung der ProbandInnen bezüglich des eigenen Nutzungsverhaltens. Die Etablierung eines kausalen Zusammenhangs erwies sich bisher als schwierig.
Neuartiges Studiendesign
Forscher der University of Pennsylvania sind nun einen neuen Weg gegangen. Sie rekrutierten StudentInnen der Universität, um objektive Zahlen über das Nutzungsverhalten zu sammeln und den Einfluss auf das psychische Wohlbefinden zu untersuchen. Die ProbandInnen wurden aufgefordert, Bildschirmfotos aus den Einstellungen ihres Smartphones einzureichen. Diese lieferten eine minutengenaue Angabe über die Nutzung von Facebook, Instagram und Snapchat. Die StudentInnen in der ersten Gruppe durften diese Plattformen in gewohnter Weise weiter verwenden. Währenddessen wurde die zweite Gruppe dazu angehalten, keine der Plattformen länger als je 10 min pro Tag zu verwenden.
Zu Beginn der Studie sowie im wöchentlichen Intervall erfolgte nun ein Ausfüllen von Fragebögen, die Rückschluss auf 7 Parameter zuließen. Dazu gehörten Einsamkeit, Symptome einer Depression, sozialer Rückhalt, Angstgefühle, Selbstbewusstsein, Selbstakzeptanz sowie die Angst, etwas zu verpassen.
Einsamkeit und Depression
Am Ende der Studie zeigte sich in der zweiten Gruppe eine signifikante Verbesserung der empfundenen Einsamkeit sowie der Symptome einer Depression. Zur Einschätzung der depressiven Symptomatik verwendete man das Beck-Depressions-Inventar II (BDI-II). Dabei zeigte sich bei ProbandInnen, die zu Beginn der Studie bereits Symptome einer zumindest leichten Depression aufwiesen eine signifikante Verbesserung des BDI-II-Wertes von durchschnittlich 23 auf 14,5. In der Kontrollgruppe zeigten sich keine signifikanten Änderungen. Zur Quantifizierung der empfundenen Einsamkeit wendeten die Forscher die UCLA Loneliness Scale an. Auch hier zeigte in der Gruppe, in der die Nutzung der drei Plattformen stark eingeschränkt wurde, eine signifikante Verbesserung der subjektiv empfundenen, sozialen Isolation. Die übrigen Parameter wiesen keine nennenswerten Veränderungen auf.
„Soziale“ Medien
Obwohl der Beobachtungszeitraum nur 4 Wochen betrug, sind diese Ergebnisse dennoch bemerkenswert. Die Forscher führen die Resultate vor allem auf die sozialen Vergleiche zurück, die sich beim Verwenden sozialer Medien aufzwingen und beim Nutzer ein Gefühl der Unzulänglichkeit zurücklassen können. So erklärt sich die Ironie, dass wir uns weniger einsam zu fühlen scheinen, wenn wir auf diese Formen digitaler Interaktion verzichten.
Quellen
1. NetGirls: The Internet, Facebook, and body image concern in adolescent girls
2. The Relationship Between Facebook and the Well-Being of Undergraduate College Students
3. Social media use increases depression and loneliness, study finds
4. No More FOMO: Limiting Social Media Decreases Loneliness and Depression